News – 2016

Jungstadium eines fossilen Achelaten Jungstadium eines fossilen Achelaten

 

09. April 2016:

 

Wir haben gerade zwei Artikel in einer Sonderausgabe von Arthropod Structure & Development mit dem Titel „Fossilien als Lebewesen“ veröffentlicht. Beide handeln von der Entwicklung fossiler achelater Krebse und den Auswirkungen auf die Evolution der Gruppe.

 

In der ersten Veröffentlichung zeigen wir die Ontogenese von tenera Oppel, 1862 aus den 150 Millionen Jahre alten süddeutschen Plattenkalken:

 

Haug, J. T. & Haug, C. 2016. “Intermetamorphic” developmental stages in 150 million-year-old achelatan lobsters – The case of the species tenera Oppel, 1862. Arthropod Structure & Development 45, 108–121.

 

Im Vergleich mit heute lebenden Arten weisen die Stücke, die wir in dieser Studie untersucht haben, eine Mischung aus larvalen und nicht-larvalen Eigenschaften auf. Wir konnten Teile der Individualentwicklung dieser Art rekonstruieren, welche bei modernen achelaten Krebsen so nicht mehr vorkommen. Bei modernen Arten gibt es einen starken Entwicklungssprung anstelle der graduellen Entwicklung, die wir bei der fossilen Art sehen; letztere ist die am besten erhaltene Entwicklungssequenz, die wir bislang von einem fossilen achelaten Krebs kennen.

 

Die Stücke von tenera Oppel, 1862 stellen offenbar alle noch Jungstadien dar, das dazugehörige Erwachsenenstadium ist noch nicht bekannt. Ursprünglich wurde die Art als Palinurina tenera beschrieben. Allerdings ist es nicht klar, ob diese Art und die einzige andere Art von Palinurina, P. longipes, Schwesterarten sind. Daher halten wir es für angemessener die Art entweder mit dem neutralen Artnamen tenera Oppel, 1862 anzusprechen oder als Achelata tenera (ein Ansatz, der bereits von anderen Autoren vorgeschlagen wurde), da die Art sicher ein Achelat ist. Die meisten der Stücke wurden freundlicherweise von Privatsammlern zur Verfügung gestellt; damit betont diese Studie wieder einmal die Wichtigkeit der Hobby-Paläontologie. Der Artikel wurde hier veröffentlicht.

 

 

Im zweiten Artikel verwenden wir fossile Entwicklungsdaten um die Evolution der Bärenkrebse zu rekonstruieren:

 

Haug, J. T., Audo, D., Charbonnier, S., Palero, F., Petit, G., Abi Saad, P. & Haug, C. 2016. The evolution of a key character, or how to evolve a slipper lobster. Arthropod Structure & Development 45, 97–107.

 

Moderne Bärenkrebse besitzen eine charakteristische schaufelförmige Antenna. Diese spezielle Form hat sich aus einer ursprünglich langen Antenna entwickelt, wie sie Langusten besitzen. Wir haben verschiedene Fossilien aus den kreidezeitlichen Plattenkalken des Libanon untersucht und diese mit anderen fossilen und rezenten Arten verglichen, auch unter Einbezug verschiedener Entwicklungsstadien. Dadurch konnten wir die schrittweise Evolution der schaufelförmigen Antenna moderner Bärenkrebse rekonstruieren. Der Artikel ist hier verfügbar.

 

 

Außerdem freuen wir uns hier zu verkünden, dass Carolins Projektantrag von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligt wurde. Sie wird nun für die Untersuchung der Körperorganisation von Cheliceraten für 3 Jahre gefördert werden.

Fossile Schabennymphe Fossile Schabennymphe

17. Februar 2016:

 

Vor Kurzem sind zwei Artikel unserer Doktorandinnen Marie Hörnig und Christina Nagler erschienen. Beide behandeln Arthropoden in Bernstein.

 

Der Artikel von Marie bearbeitet das Thema Brutpflege im Fossilbericht:

 

Hörnig, M. K., Sombke, A., Haug, C., Harzsch, S. & Haug, J. T. 2016. What nymphal morphology can tell us about parental investment – a group of cockroach hatchlings in Baltic Amber documented by a multi-method approach. Palaeontologia Electronica 19(1), art. 5A, 20 pp.

 

Im hier vorgestellten Stück Bernstein, vermutlich Baltischer Bernstein und damit 40–50 Millionen Jahre alt, befinden sich 13 kleine Schabennymphen. Mit Hilfe einer Kombination verschiedener Bildgebungsverfahren konnten wir die morphologischen Details dreidimensional darstellen. Dadurch wurde klar, dass die Nymphen alle gleich groß sind und verschiedene Merkmale von frisch geschlüpften Schaben aufweisen, wie z.B. die fehlende Pigmentierung. Außerdem fanden wir auch mehrere Hinweise darauf, dass diese Jungtiere vermutlich von den Elterntieren auch nach dem Schlupf versorgt wurden. Merkmale, die auf ein solches Brutpflegeverhalten hindeuten, sind das Fehlen von Augen und die noch unterentwickelten Antennen bei den Nymphen, weshalb diese Tiere wohl noch nicht weit genug entwickelt waren um alleine leben zu können. Der Artikel ist frei verfügbar und befindet sich hier.


 

Christina beschreibt in ihrem Artikel den ersten Fossilnachweis von Larven parasitischer Asseln:

 

Serrano-Sánchez, M. L., Nagler, C., Haug, C., Haug, J. T., Centeno-García, E. & Vega, F. J. 2016. The first fossil record of larval stages of parasitic isopods: cryptoniscus larvae preserved in Miocene amber. Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie, Abhandlungen 279(1), 97–106.

 

Diese Arbeit wurde möglich durch die Zusammenarbeit mit Kollegen aus Mexiko unter Leitung von Francisco Vega, mit dem wir bereits in der Vergangenheit erfolgreich Projektergebnisse veröffentlichen konnten. Noch einmal vielen Dank für die Möglichkeit hier mitarbeiten zu können! Die hier untersuchten Bernsteine stammen aus Chiapas in Mexiko und sind damit ca. 23 Millionen Jahre alt. Als Einschlüsse fanden sich hier 7 Exemplare von sehr kleinen, nur zwischen 450 µm und ca. 700 µm langen, sogenannten Cryptoniscus-Larven. Diese stellen das spätere Larvenstadium bestimmter parasitischer Asseln (Epicaridea) dar. Damit ist unser Fund auch der erste Fossilnachweis von Larven peracarider Krebse sowie von Körperfossilien der Asselgruppe Epicaridea; von letzteren waren bislang nur typische durch die Erwachsenen verursachte Schwellungen ihrer Wirtstiere bekannt. Der Artikel findet sich hier.

 

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